Umhausen - Landwirtschaft und Tourismus

Ursprünglich waren die Bewohner der Gemeinde Selbstversorger. Es wurde bis in eine Höhe von 1500 m Ackerbau betrieben. Besondere Bedeutung hatte dabei der Hairlach- oder Hoarlachbach („Hoar“ = Flachs), nämlich für die Flurbewässerung und Klimaregelung. Bis zum Jahre 1949 wurde in Umhausen sehr viel weißer Flachs angebaut und verarbeitet. Das qualitativ hochwertige Umhausener Leinen verkaufte man bis Sizilien und es notierte an der Hamburger Börse. Der Ertrag aus dem Verkauf war ein beachtlicher Nebenverdienst, so dass z.B. 1886 über Umhausen berichtet wurde, dass es hier nur eine einzige arme Familie gäbe. Zur besseren Vermarktung wurde 1905 eine Flachsbaugenossenschaft gegründet. Das Gemeindewappen zeigt daher auch im oberen Teil eine stilisierte Flachsblüte. Doch die zunehmende Industrialisierung und die vermehrte Einfuhr von Baumwolle ließ den Flachsanbau zurückgehen und um 1956 total verschwinden.
Auch sonst spielte der Ackerbau in Umhausen eine wichtige Rolle. Obwohl Umhausen die klimatische Grenze des Obstbaues im Tal bildet,wurden Weizen, Roggen, Gerste und Kartoffeln angebaut. Allerdings ist das mittlere Ötztal für reichere Erträge im Ackerbau viel zu trocken, weshalb es seit jeher künstliche Bewässerungen mit langen Hangkanälen und Wassergräben, den sogenannten Walen, gab. Alte niedergeschriebene Benützungsrechte, die sogenannten „Wasser-Roaten“, sollten dabei eventuell auftretende Streitigkeiten verhindern. Diese alte Tradition ist allerdings beinahe in Vergessenheit geraten.
1949 ist in Umhausen eine Steinverarbeitungsgenossenschaft gegründet worden, die Steinmetzarbeit (Granit) für ganz Tirol verrichtet.
Um 1830 kamen die ersten "Fremden" (Gäste) in unsere Gemeinde. Es waren großteils Wanderer, die auf ihrem Weg durch das Tal in Umhausen eine Rast einlegten. Der Gasthof zur "Krone" war eine begehrte Einkehrstation und verkörperte für eine sehr lange Zeit das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des gesamten Dorfes. Ein Gast aus Bunzlau schrieb dazu 1837: "Der wackere Wirth Marberger und die Seinigen machten uns den Aufenthalt so behaglich und angenehm wie möglich". Der Bau der Arlbergbahn 1884 und der Ausbau der Talstraße von 1898 bis 1905 förderten den Tourismus stark. Der damalige Kronewirt Carl Marberger baute sogar ein eigenes Elektrizitätswerk und konnte damit in einem Prospekt 1906 sein Haus bewerben mit der Bemerkung: "elektrisches Licht in allen Räumen". Ab 1950 gewann der Sommertourismus zunehmend an Bedeutung. Es entstanden Gästebetten in Bauernhäusern, mehrere Gastronomiebetriebe und das erste beheizte Schwimmbad im Ötztal wurde in Umhausen gebaut.
2007 wurde die Heilwirkung der Grundwasserquelle (200 Millionen m³) für Radonbadekuren nach dem Tiroler Heilvorkommen und Kurortegesetz anerkannt. Dieses radonhältige Heilwasser soll im Gegensatz zu anderen Kurregionen nicht nur die Durchblutung sondern auch zusätzlich ein Enzym im Körper stimulieren, um Entzündungen abzubauen. Mit der Eröffnung des Kurzentrum Umhausen im Herbst 2011, der positiven Wirkung des Sprühnebels vom Stuibenfall auf die Lungenfunktionen und anderer begleitender Investitionen ist der nunmehrige "Kurort" Umhausen auf dem besten Weg zu einem Tiroler Gesundheitszentrum.