Umhausen - Über das Larchziehn - Die Geschichte

Der Brauch des Larchzieh'ns in Umhausen stellt für das Ötztal sicherlich den Höhepunkt der Fastnachtszeit dar. Das Larch-, Block- oder Blochziehn übte man noch im frühen 20 Jahrhundert in vielen Gemeinden des Tiroler Oberlandes aus, worüber Aufzeichnungen, Gerichtsakten und nicht zuletzt Berichte von Gewährsleuten Zeugnis ablegen.
In Umhausen findet das Larchzieh’n statt – ein Burschenbrauch dessen Träger ausschließlich unverheiratete Männer sind.
Das Larch- und Blochziehen zählt zu den ältesten Fastnachtsbräuchen  im europäischen Raum. Die frühesten Aufzeichnungen über Fastnachtstreiben im allgemeinen datieren vom Anfang des 13. Jahrhunderts. In der Zeit zwischen 1200 und 1400 zeigt sich anhand der historischen Aufzeichnungen, dass das Treiben im wesentlichen noch ungeordnet verlief. Erst im 14. bzw. 16. Jahrhundert ging man dazu über, einzelne Elemente in geordneter Form darzubieten. Die Grundlage dieser so genannten Schaubräuche mit aktiven Beteiligten und Zuschauern bildete dabei der Festumzug. In diesem Zusammenhang muss man auch die Entwicklungsgeschichte des Blochziehens sehen. Ab ca. 1450 gibt es zahlreiche Quellen, die davon berichten. Der Hintergrund dieses Brauches besteht darin, die ledigen, sich aber im heiratsfähigen Alter befindlichen Leute des Ortes zu verhöhnen. Ungewollte Träger dieses Brauches waren aber fast ausschließlich die ledigen Mädchen und Jungfern. Die betroffenen Mädchen wurden vor einem Bloch (einem entästeten Baum, meist eine Zirbe oder Lärche) gespannt und mussten unter dem spöttischen Gejohle des Dorfes diesen durch den Ort ziehen. Den frühesten Beleg für Tirol findet man im Rechnungsbuch des Herzog Sigismund des Münzreichen aus dem Jahr 1460. In den Dörfern kannte man in der Frühzeit dieses Brauches noch keinen eigenen Festumzug, der die Blochziehenden begleitete. Der Bloch alleine wurde zum Gaudium des Publikums durch den Ort gezogen. Erst in späterer Zeit hat sich das ungeordnete Treiben zu einer geordneten Brauchtumsveranstaltung in Form eines Festumzuges entwickelt.
Es finden sich in historischen Texten auch genaue Angaben, zu welchem Termin das Blochzieh’n früher stattfand: Am Aschermittwoch. Dieser Termin verweist auf den eigentlichen Hintergrund dieses Brauchs – DAS HEIRATEN.
Die Fastnachtszeit zählte zu den beliebtesten Heiratsterminen. Denn mit dem Ende der Fastnacht beginnt die reglementierte Fastenzeit, wo man nicht nur fleischliche Nahrungsmittel meiden, sondern sich auch sexuell enthalten sollte. Es verwundert also nicht, dass man den Brauch des Blochzieh'ns am ersten Tag der Fastenzeit ausübte, die bis dahin bestandene Möglichkeit sich zu verehelichen, war endgültig vergangen.
Der Brauch des Larchzieh'ns in Umhausen ist lebendig und steht in seiner Ausgestaltung ganz im Zeichen des Heiratsverhaltens. Denn begleitet wird der Larch von Festwägen und nicht zuletzt vom Sterzingermoos-Festwagen. Die Vermählung des Hochzeitspaares am Festplatz folgt einer langen Tradition im Rahmen des europäischen Fastnachtens. Kreuz und quer in Europa, ob auf dem Lande oder am adeligen Hof, Hochzeiten werden in Theaterstücken und Brauchhandlungen der Fastnachtszeit parodiert. Untrennbar mit dem Brautpaar ist die Plünderfuhr verbunden. Die Ausstattung der Braut, also die Mitgift, hat man früher auf einem eigenen Wagen vom Haus der Braut zum zukünftigen Ehemann geführt. Es war wichtig, öffentlich zu zeigen, was die Braut in die Ehe mitbringt – und so hat man auch die schönsten Stücke möglichst gut sichtbar am Wagen befestigt.
Ein wichtiger Bestandteil dieser Fastnacht in Umhausen ist auch das Rügegericht, das dorfinterne Begebenheiten und Zustände öffentlich macht. Denn gerade die närrische Fastnacht erlaubt bzw. fordert es geradezu, ironische Seitenhiebe innerhalb der Dorfgemeinschaft auszuteilen und sarkastisch über das Fehlverhalten der Mitbewohner zu lachen. Auch der Wagen mit dem „Sterzingermoos“ darf beim Umzug in Umhausen nicht fehlen. Das Sterzinger Moos war vor der Austrocknung im Jahr 1877 eine sehr sumpfige Gegend, wo nach der Volkszählung alle ledigen Jungfern hin mussten, um für ihre eheliche Entsagung zu büßen.
Aber auch die heiratsunwilligen Junggesellen wurden in der Volkserzählung kritisiert und ebenso wie die Frauen an einen tristen Ort verbannt. Die Männer sollten für ihr Ledig sein auf einem Berg nahe dem Sterzinger Moos büßen. Dort sollten sie, gleich wie die eheunwilligen Frauen völlig unnütze Tätigkeiten verrichten z.B. Fürze klieben, Felsen abreiben oder Wolken schieben.
Wichtig beim Burschenbrauch des Larchzieh'ns  ist, dass der Baumstamm von den ledigen Burschen ohne Unterbrechung, also in einem Zug, durch den Ort gezogen wird. Die anschließende Versteigerung umfasst nicht nur den symbolischen Larch, sondern auch anderes Holz, das von Agrargemeinschaften, Firmen und Privaten zur verfügung gestellt wird.
Wohl kein anderer Fastnachtsbrauch ist in seinen einzelnen Elementen (Larch, Hochzeitspaar, Plünderfuhr, Sterzingermoos) so klar umrissen wie das Larchzieh'n in Umhausen.

Quelle:  „VOKUS“ Dr. Petra Streng, Dr. Gunther Bakay